Die Herzdame hat eine neue Heckenschere

Ein Text von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, die ihre neue Akku-Heckenschere von Bosch eingeweiht hat. Keine bezahlte Werbung, nein, aber mit zwei Affiliate-Links am Ende.

Diese Warterei macht mich ganz wahnsinnig, uns alle. Die Familie scharrt schon mit den Hufen, will Laube und Beete und Wege bauen und es geht einfach nicht weiter.

Erst haben wir Monate darauf gewartet, dass die Stadt den Abriss der alten Laube freigibt. Dann, dass der Stromanschluss erfolgt. Und nun, dass sowohl der Abriss vollzogen wird, wie auch auf den Finanzierungsvertrag für die neue Laube. Als nächstes werden wir auf die gesetzlich vorgeschriebene Rücktrittsfrist bezüglich des Laubenvertrages warten und dann auf die Lieferzeit und den Aufbau. Und zum Schluss darauf, dass endlich etwas wächst.

Allen, denen wir unser Leid klagen, meinen „seid froh, dass Ihr kein Haus gebaut habt, das ist noch viel schlimmer“. Ich weiß, deshalb haben wir auch kein Haus gebaut.

Um nun aber die Wartezeit mit etwas Sinnvollem zu überbrücken, habe ich dann mal meine neue Heckenschere gezückt und mich über den zweiten Teil der Hecke hergemacht, deren Schnitt ich im Herbst mal angefangen hatte. Jetzt wo das Haus weg ist, kann man die halb und etwas seltsam gestutzte Hecke auch nicht mehr leugnen.

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Die Heckenschere hatte ich mir im Dezember zum Geburtstag gewünscht, was wahrscheinlich eine ziemlich günstige Zeit war, denn ich habe gesehen, dass sie schon wieder ein paar Euro im Preis gestiegen ist.

Da ich von nichts eine Ahnung hatte, habe ich in meinen sozialen Netzwerken mal etwas rumgefragt, Produkttestergebnisse studiert und irgendwie versucht rauszufinden, was ich brauche.

Jetzt so als „Gartenblogger“ (*hüstel*) sehe ich mich in der Pflicht, Euch meine Erkenntnisse mitzuteilen. Also:

Kabel, Akku oder Benzin

Erstmal stellt sich die Frage, wie soll die Heckenschere betrieben werden. Der Vorteil von strombetriebenen Scheren gegenüber benzinbetriebenen Modellen ist, sie sind leichter, leiser und pflegeleichter in der Wartung.

Benzinbetriebene Modelle sind leistungsstärker, was sinnvoll bei großen und langen Hecken sowie sehr dicken Ästen sein kann.

Bei den strombetriebenen Modellen kann man zwischen Akku und Kabel wählen. Das Schöne von Akku-Geräten ist, dass man frei beweglich ist und nicht ständig Angst haben muss, dem Gatten das Gerät in die Hand zu geben, der dann unter Umständen im Eifer das Kabel durchschneidet.

Auf der anderen Seite sind Akku-Modelle teurer und auch ein bisschen schwerer, weil der Akku ja auch etwas wiegt. Ich habe gelesen, dass die Leistung der Geräte nicht so gut sein soll, kann das aber nicht bestätigen.

Ich habe mich für eine Akku-Heckenschere entschieden, weil bei uns lange Zeit die Stromsituation nicht klar war. Außerdem ist unser Garten ziemlich langgestreckt, da möchte ich kein Kabel.

Schnittlänge

Je nach Höhe, Breite und Länge der Hecke sollte die Schnittlänge gewählt werden. Mit einer höheren Schnittlänge ist man schneller durch und kommt besser an große Hecken. Aber Achtung, Ladies, je länger desto schwerer! Wenn man zwei Stunden damit arbeitet, macht sich das durchaus in den Armen bemerkbar.

Ich habe mir mit einer Schwertlänge von 50 cm ein Modell im mittleren Bereich ausgesucht. Da unsere Hecke lange nicht geschnitten worden ist und ziemlich hoch war, hatte ich hiermit zwar ordentlich Mühe, an alle Äste dranzukommen. Für die Zukunft bin ich aber optimistisch, dass 50 cm die richtige Wahl gewesen ist.

Schnittstärke

Je nach Dicke der Äste richtet sich die Schnittstärke, also der Abstand zwischen den einzelnen Messern. Für Buchsbaum zum Beispiel reicht eine kleine Schnittstärke. Mit 20 mm Messerabstand habe ich mir eine Heckenschere im mittleren Bereich ausgewählt. Für den oberen Teil unserer Hecke hat das absolut ausgereicht und da waren auch einige dickere Äste dabei. Würde ich unsere Hecke noch weiter stutzen wollen, bin ich mir allerdings nicht mehr so sicher, ob dieses Modell das weiterhin so mühelos schafft, da die Äste weiter unten schon ziemlich verdickt sind.

Leistung

Wie fast überall gilt natürlich auch hier: Je mehr Power, desto besser, desto teurer. Was soll ich dazu noch sagen? Außer dass mit mehr Power dicke Äste und größere Flächen leichter zu bewältigen sind.

Gewicht

Wie zwischendurch schon mal erwähnt, spielt das Gewicht auch eine Rolle. Das Gewicht hängt unter anderem sehr von der Schnittlänge ab und auch davon, ob das Gerät mit Kabel, Akku oder Benzin betrieben wird. Meine Akku-Heckenschere ist mit 2,6 Kilo schon relativ leicht, viel schwerer darf sie aber auch nicht sein. Ich habe immer noch Muskelkater in den Armen und kann kaum tippen.

Bedienung und Qualität

Hier kommen noch weitere Faktoren zusammen, die eine gute Heckenschere ausmachen.

Wichtig ist zum Beispiel noch die Qualität und Schärfe der Klingen. Bei schlechterer Qualität werden dickere Äste eher „abgerubbelt“ als sauber durchtrennt. Und das Gerät bleibt öfter mal im Gestrüpp hängen. Außerdem sollen die Klingen ja auch viele Einsätze halten, ohne dabei sofort stumpf zu werden.

Die Lautstärke wird oft genannt. Ein Benzinmotor ist natürlich lauter und auch bei billigen Modellen wird in den Tests oft bemängelt, dass sie rappeln.

Bei der Handhabung ist es wichtig, auf einen runden Griff zu achten, damit man das Gerät auch seitlich halten kann, sonst verrenkt man sich schnell die Arme. In einem Test sind die Produkttester immer wieder darauf eingegangen, wie gut austariert das Gerät ist. Keine Ahnung, ob das eine große Rolle spielt.

Es gibt noch endlose weitere tolle Features, die ich allesamt schon wieder vergessen habe, vielleicht waren sie dann auch nicht so wichtig.

Es empfiehlt sich, seine Heckenschere vorher mal in die Hand zu nehmen und zu schauen, wie sich der Umgang damit anfühlt. Leider war die Auswahl in den Baumärkten nicht so groß, was an den Baumärkten oder auch an der falschen Jahreszeit gelegen haben könnte. Deshalb habe ich sie am Ende dann doch online bestellt.

Akkulaufzeit

Ich bin oft nach der Akkulaufzeit gefragt worden. Wie lang sie wirklich ist, kann ich nicht sagen. Der limitierende Faktor waren eher meine Arme, die nach 2,5 Stunden aufgaben. Der Akku hätte noch länger gereicht.

Hersteller

Bei meiner Umfrage nach dem bevorzugten Hersteller wurde mir in den sozialen Medien am häufigsten Bosch genannt. Es gab auch ein paar Nennungen von Black&Decker, Makita, Oregon, Ryobi und Husqvarna.

Von besonders günstigen Geräten wurde sowohl hier wie auch bei sämtlichen Produkttests einheitlich abgeraten.

https://www.instagram.com/p/BfTFI8OnbBw/?taken-by=hildchen77

Fazit

Nach langen Recherchen habe ich mir nun eine Akku-Heckenschere von Bosch im mittleren Bereich schenken lassen, mit der ich bisher sehr zufrieden bin und zwar diese hier.

Eine kostengünstige und umweltfreundliche Alternative wäre dann dieses Gerät, welches Sohn 2 zum achten Geburtstag bekommen hat.

Naturbeobachtung, Lektüre, tägliches Schreiben

Die ganze Woche nicht im Garten gewesen, das ist etwas unbefriedigend, to say the least. Ich versuche dennoch, mehr auf die Natur zu achten als im Vorjahr, so viel Hippie muss als langhaariger Schrebergärtner schon sein. Viel zu beachten gibt es da in der Stadtmitte allerdings nicht. Wenn ich morgens losgehe, ist jetzt eine Vogelstimme mehr im Chor da draußen, ich habe selbstverständlich keinen Schimmer, um welchen Vogel es sich dabei handelt. Aber: Da ist wohl wer zurück. Herzlich willkommen, nimm Dir einen Sonnenblumenkern.

Nachdem wir übrigens den ganzen Winter über auf dem Balkon gefüttert haben, können wir die zu beobachtende Artenvielfalt hier exakt wie folgt definieren:

Blaumeise

Kohlmeise

Amsel

Ringeltaube

Stadttaube

Eichelhäher

Zu hören ist außerdem die Nachtigall oder der Sprosser. Und das war’s. Ein wenig dünn, hm? Kein Rotkehlchen, kein Dompfaff, kein Grünfink, kein Spatz, auch die Elster ist weg, die war sonst immer da. Weiter hinten am Himmel immerhin noch die Möwen und die Krähen, eh klar. Mehr aber nicht.

Und in Hammerbrook vor dem Bürofenster taut das Fleet tagsüber etwas an und es suppt von unten schwarz durch, das ist so der Vorfrühling für Hamburger Büromenschen.

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Mein Bruder ist bei der Ahnenforschung auf den Namen unserer Ururgroßmutter gestoßen, und es ist ein Name, den man sofort in einem Roman unterbringen möchte: Justine Tatar.

Da er aber auch auf Notizen aus dem Zweiten Weltkrieg wie etwa “Vormarsch über die gefrorene Wolga” stößt und mir in den letzten Wochen außerdem das Ende meines Großvaters etwas klarer geworden ist, lese ich passend dazu das Echolot von Kempowski. Darin habe ich zwar schon manchmal quergelesen und einen Band auch mal ganz, aber man kann es auch einfach komplett durchlesen. Die Bände passen sowieso gut in die Zeit, kriegsgeile Rechtsradikale sind immerhin wieder salonfähig.

 

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Sven über WLAN und Kabel. Da mal drüber nachdenken!

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In den “Europäischen Tagebüchern” von Gustav René Hocke las ich eine Stelle von Italo Svevo, da möchte man dem Herrn Dichter einfach mal so gar nicht folgen. Obwohl der Gedanke schon nett ist: “Ich glaube, und zwar glaube ich es aufrichtig, dass es keinen besseren Weg gibt, um ein ernsthafter Schriftsteller zu werden, als täglich etwas zu kritzeln. Man sollte jeden Tag versuchen, etwas aus der eigenen Wesenstiefe heraufzuholen; einen Klang, einen Akzent, einen fossilen oder pflanzlichen Überrest von irgendwas, das sich noch nicht zum reinen Gedanken geklärt hat; es kann ein Gefühl sein oder auch nicht, jedenfalls etwas Wunderliches, ein Bedauern, ein Schmerz, etwas Aufrichtiges, wohlzerlegt, mehr braucht es nicht.”

Und schon deswegen werde ich nämlich kein ernsthafter Schriftsteller, weil ich bei pflanzlichen Überresten, die man aus der Wesenstiefe heraufholt, eher an erbrochenen Rahmspinat als an poetisch brauchbare Erkenntnisse denke. Schlimm!

WV KW 54

Normalerweise gibt meine Beschäftigung im Großraumbüro nichts her, was für das Blog interessant wäre, aber hier doch einmal ein Servicehinweis, von dem ich mir sicher bin, dass Sie ihn gut verwerten können.

Wir hatten eine überraschend lange und komplizierte Diskussion über Kalenderwochen. Falls Sie nicht in einem Büro arbeiten, dort gibt man Termine gerne mal vage nach Kalenderwochen an, also “das machen wir so etwa Mitte KW 12”. Wenn man das im internationalen Kontext tut, kann es allerdings schiefgehen, denn die Amerikaner zum Beispiel zählen diese Wochen anders als wir, weswegen unsere KW 1 nicht deren KW 1 sein muss. Aber sein kann. Kommt auf das Jahr an. Unsere 1, das können Sie ruhig mitnehmen, ist die erste Woche mit einem Donnerstag darin. Was es alles an Regeln gibt! So abgefahren. Warum auch immer das mit dem Donnerstag so ist, wer sich in den Details verliert, geht irgendwann hysterisch lachend aus dem Büro.

Was mich übrigens daran erinnert, wie ich vor etlichen Jahren einmal an der Einführung einer globalen Software arbeitete und wir uns im Team irgendwann wie die ersten Menschen fragten, wann denn eigentlich für eine weltweit tätige Firma ein neuer Tag anfängt. Und wenn man das in einer internationalen Telefonkonferenz fragt, in der Menschen aus mehreren Zeitzonen und Zählsystemen teilnehmen, ist die Antwort keineswegs simpel und man möchte irgendwann noch einmal die Sendung mit der Maus zum Thema sehen, “Das war Business-English”. Entsprechend verhält es sich natürlich mit Wochen und Monaten, und wenn man das lange und tiefschürfend diskutiert, betrachtet man seinen Wandkalender hinterher ganz anders.

Worauf wir jedenfalls bei den Kalenderwochen kamen, ist die etwas absurd anmutende Tatsache, dass es im Jahr 2028 eine Kalenderwoche 54 geben wird. KW 54, das sieht schon komisch aus, jedenfalls wenn man die Abkürzung gewohnt ist. KW 54 hat man vielleicht noch nie bewusst gesehen. KW 54 tritt auch nur ein, wenn der 31. Dezember eines Schaltjahres ein Sonntag ist, das ist nicht eben oft der Fall.

Wenn Sie also, das wollte ich nur sagen, ein Vorhaben gründlich nach hinten schieben wollen, etikettieren Sie es einfach mit “Wiedervorlage KW 54”, dann sind Sie es eine Weile los. Entspannte zehn Jahre, das ist sozusagen ein sachlich richtiger St. Nimmerleinstag. Und wenn er dann eintritt und Sie die Wiedervorlage allen Ernstes noch parat haben, so etwas kann bei sturen Richtigmachern, die nicht rechtzeitig vorher verrentet werden, durchaus passieren, dann werden Sie leider feststellen, dass diese Woche aus nur einem einzigen Tag besteht, und der ist dummerweise auch noch der Sonntag, da arbeitet man also nicht. So schade.

WV KW 54! Meine Empfehlung für alles, was man nicht endgültig absagen möchte, aber erst einmal gründlich aus dem Weg haben will. Ich trage mir das gleich als Erinnerung ein und wir besprechen da dann, was aus den Vorhaben geworden ist.

Kunst und Vorsorge

Während ich mich sonst mit Kritik an Lehrpersonal aller Art zurückhalte, bin ich im Moment doch schwer genervt von der Unterart der Kunstpädagoginnen, männliche Exemplare sind mitgemeint. Denn wenn man ein Kind hat, das gerne mal vieles gestalterisch ausprobieren möchte, dann ist es wirklich nervtötend, wenn es überall, nicht nur in der Schule, auch bei anderen Anbietern, sehr klare Anweisungen bekommt, was und wie es in der Kunst genau zu produzieren hat, bis hin zur Wahl der Farben, das ist doch etwas absurd. Weil nämlich, kreativ geht ja anders, hm? Mal machen lassen? Mal auf was kommen lassen? Mal scheitern lassen, mal Spaß haben lassen? Scheint gerade nicht im Trend zu liegen. Oder wie das Kind enttäuscht sagt: “Und die haben auch wieder nur Anweisungen gegeben. Die ganze Zeit.” So kann man Interesse auch abwürgen.

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Ansonsten ist die Fastenzeit angebrochen. Ich zitiere dazu aus dem Tagebuch von Gerard Manley Hopkins, geschrieben 1866: “Für die Fastenzeit: Keinen Pudding an Sonntagen. Keinen Tee, es sei denn, ich müsste mich wachhalten, und dann ohne Zucker. Fleisch nur einmal am Tage. Keine Verse in der Passionswoche oder an Freitagen. Nicht im Lehnstuhl sitzen, außer wenn ich anders nicht arbeiten kann. Aschermittwoch und Karfreitag Brot und Wasser.”

Hier hat derweil ein Sohn, nachdem er einen Bericht in der Tagesschau über den Beginn der Fastenzeit gesehen hat, ganz alleine beschlossen, in diesen Wochen weitgehend auf das Neinsagen zu verzichten. Das ist zum einen für seine Verhältnisse ziemlich heroisch, das ist zum anderen für die Eltern recht angenehm.

“Gehst du bitte ins Bett?”

“Nei … ich meine, ja, gerne.”

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In Hamburg wird wieder abgerissen.

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Um meinem Landpomeranzendasein nun also noch die Krone aufzusetzen, und mich im Übrigen für alle Eventualitäten vorzubereiten und zu stählen gegen die Unbillen der anfälligen digitalgesteuerten Energieversorgung, rüste ich mich nun also aus und auf. Ja, lachen Sie ruhig, wir sprechen uns dann beim Stromausfall wieder. (Späßle g’macht, wir können uns beim Stromausfall gar nicht sprechen, es sind ja dann alle Leitungen tot, haha.).

Tja. Sollte man darüber tatsächlich nachdenken? Hier gibt es überhaupt keine verlässlichen Vorkehrungen für den Fall eines längeren Stromausfalls. Aber in Kürze, wenn die neue Laube steht, dann sieht das schon etwas besser aus, dann würde man da immerhin mit Holz oder Gas kochen können. Und aufs Kompost-Klo könnte man auch. Und Gemüse pflücken! Und Beeren! Doch, lassen wir den Schrebergarten ruhig mal als Vorsorge durchgehen. Puh, das war knapp.

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Falls der Valentinstag bei der einen oder dem anderen übrigens noch nachwirkt, es darf jetzt mitgesungen werden (“und eeeeewig ….”:

Lazarettreport und Blumen

In der morgendlichen S-Bahn ist die Grippewelle nicht mehr zu übersehen oder zu überhören, etwa ein Drittel der Wagenbesatzung sieht nach Lazarettzug aus, bleich und fiebernd. Eine Frau hustet so dermaßen, dass erst alle von ihr wegrücken und sich umsetzen, dann aber doch von den neuen Plätzen aus lange Hälse machen und sich fragen, ob da wohl gleich Blut oder sonstwas mit hochkommt, so wie in diesen Filmen immer, das kennt man doch, wo man immer hofft, das jetzt bitte keine Nahaufnahme kommt. Die Frau wird doch wohl nicht gerade final verröcheln? Ob man da nicht vielleicht doch einen Notarzt … die Frau ringt nach Luft, sie hustet zum Gotterbarmen, wedelt aber freundliche Fragen weg und wankt schließlich zur Tür. Im besten Fall geht sie zum Arzt oder ins Bett, vermutlich geht sie aber einfach zur Arbeit, warum sollte man auch sonst in Hammerbrook aussteigen. Normal.

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“Es riecht immer nach Suppe im Geschäft des Uhrmachers, egal ob man um 9 Uhr oder um 17 Uhr zum Uhrmacher kommt. Nur um 13 Uhr muss man nicht zum Uhrmacher kommen, denn dann schläft er. Das Sofa ist blau und steht hinter einem Vorhang, der Vorhang ist grün wie das Linoleum.”

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Währenddessen buddelt der Abrissunternehmer den ganzen Tag mit seinem Bagger in unserem Garten herum, meldet ab und zu Fundstücke und wir können nicht einmal zusehen. Stelle wiederholt fest, dass mir das Konzept Berufstätigkeit dauernd bei allem im Weg ist. Schlimm.

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Beide Kinder krank, eines nur nachts, das andere auch tagsüber. Fast möchte man selbst auch einmal etwas Bauchweh haben und dazu dann einen freundlichen Menschen, der einem pfefferminzigen Tee bringt und die Decke aufschüttelt und so über die Stirn streicht, wie es Eltern unweigerlich immer machen, und der dann noch ein paar Bücher und das iPad und die Salzstangen anreicht und die Tür leise wieder hinter sich schließt. Na, das machen bei uns dann später die Pflegeroboter.

Wegen des kranken Kindes jedenfalls wieder am Vormittag aus dem Büro ins Home-Office gewechselt, dadurch leider komplett verpasst, wie sich am Nachmittag zum Büroschluss wie in jedem Jahr an diesem Tag eine Hundertschaft genervter Männer vor dem Blumenladen im Hauptbahnhof aufreiht, um dort über Nacht teurer gewordene Rosen zu erwerben, die augenrollend bezahlt werden. Also nachdem eine sinnige Auswahl getroffen worden ist, die preislich möglichst exakt mittig zwischen Geiz und Größenwahn liegt. Romantik!

Egal. Hier noch was mit Liebe.

Heimwerken, Festhalten

Beim abendlichen Besteigen seines Hochbettes kracht Sohn I eine der Latten unter seiner Matratze runter, was ihn vom Schlafen abhält, da er verständlicherweise Angst hat, der Rest der Bretter könnte im Laufe der Nacht auch nachgeben und er auf seinen unter dem Bett befindlichen Schreibtisch abstürzen, was wiederum schon deswegen schlimm wäre, weil darauf sein Computer steht, so dass der Schaden am Bett also sofort repariert werden muss. Und auch repariert werden kann, denn es geht nach meiner Diagnose nur um eine einzige große Schraube, die wohl beim Aufbau damals nicht fest genug gedreht worden ist. Es ist die letzte in einer langen Reihe von Schrauben, da hatte jemand wohl keine Lust mehr oder schon Wochenende. Allerdings ist die Schraube an einer Stelle, die der Teufel selbst ausgesucht haben muss, sie ist nur unter üblen Verrenkungen zu erreichen und wir brauchen mindestens sechs Hände, um dort mit einem Werkzeug heranzukommen. Ein Vater, zwei Söhne, das sind allerdings genau sechs Hände, manchmal muss man eben auch Glück haben bei der Familienplanung. Wir stehen, knien und hocken also so um das Hochbett drapiert, als wollten wir mit der Nummer im Zirkus auftreten, einer hebt von oben die Matratze und zieht am Brett, einer drückt von unten alles in Position, einer hockt auf dem Schreibtisch und dreht in Yogapose über Kopf die Schraube. Zu dritt müssen wir dabei auch noch die Herzdame aus dem Zimmer werfen, die vorbeikommt und im falschen Moment besser weiß. Die Übung gelingt aber tatsächlich, auch ganz ohne Herzdamenspezialwissen, was vor allem daran liegt, dass Sohn II bei handwerklichen Problemen nur Lösungen sieht, so albern das klingt. Das Kind ist die personifizierte Heimwerkermarktreklame, es gibt immer etwas zu tun oder wie das heißt. Und er ist vor allem immer selbst zuständig und schafft es dann auch, es ist sehr faszinierend, mit welcher Kraft Begabungen über die Menschen kommen können.

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In der FAZ war ein kurzer Text über eine der Glaubensfragen im Garten, über “EM”. Effektive Mikroorganismen, die Kennerinnen verwenden stets nur die Abkürzung, das gehört zum Spiel. Es ist sehr kompliziert und etwas esoterisch.

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Außerdem habe ich mich bei der abendlichen Lektüre in einem Buch über den Gemüseanbau verlesen, denn der Satz “Halten Sie den Boden fest, bis die ersten Blätter sprießen”, der stand da gar nicht wirklich, da stand natürlich feucht, nicht fest. Danach aber das Licht ausgemacht und im Geiste immer weiter den Boden festgehalten, dabei sehr gut eingeschlafen. Besser als die Nummer mit den Schafen!

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Herr M. macht nicht mehr mit.

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“Papa, warum steht da ein Buch “Kinder verstehen” im Regal?”

“Was?”

“Warum das Buch da steht?”

“Ich verstehe dich nicht?”

“Papa! Das ist nicht lustig!”

“Was?”

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12 von 12 im Februar

Die anderen Ausgaben zahlloser Bloggerinnen wie immer hier.

Die Woche beginnt problematisch, ein krankes Kind, wir haben da gerade ein Abo. Dafür hatten wir in den letzten Jahren auch ziemlich viel Glück, statistisch ist alles okay. Kann man sich aber auch nichts für kaufen.

Also die übliche Spontanverhandlung mit der Herzdame, wer wie lange ins Büro kann, erfreulicherweise schaffen wir das regelmäßig ohne Streit.

Ich fahre kurz ins Büro, d.h. ich würde fahren, wenn die S-Bahn fahren würde, sie fährt aber nicht, sie steht. Der Herr mir gegenüber sieht, und das ist wirklich irritierend, aus wie Mr. Bean, macht aber nichts Lustiges. Das stelle ich mir sehr schwierig vor, wie Mr. Bean auszusehen. Nach zehn Minuten eingehender Mr.-Bean-Betrachtung fährt die Bahn dann doch einmal los.

Im Büro dann das Highlight des Tages, ein Kollege hat Hanseaten für alle mitgebracht. Hanseaten sind hier nicht nur die Bewohner der Stadt, Hanseaten sind auch Kuchenstücke. Da keiner weiß, warum die eigentlich so heißen, googeln wir das eben und guck an! Die kommen aus Lübeck, wie ich. So ein Büro ist also manchmal doch ganz sinnvoll, da lernt man was.

Danach verlasse ich die architektonische Perle Hammerbrook aber schon wieder. So schade.

Das kranke Kind braucht im Grunde gar keine Betreuung , das kranke Kind macht Sudokus und möchte nicht gestört werden. Wozu fahre ich dann durch die Gegend?

Danach liest das Kind in Tintenherz, weil der Bruder das auch gerade durchgelesen hat. Da könnte man ja sonst was verpassen, das immer noch eine der besten Motivationsstrategien ever.

Ich spiele währenddessen Home-Office und starre zwischendurch Tulpen an. Denn wenn ich rausgucken würde, ich müsste den Schnee wahrnehmen, das ist keine Alternative.

Das kranke Kind langweilt sich dann doch ein wenig und bastelt lieber Anzuchttöpfchen aus Toilettenpapierrollen. Wir haben jetzt sehr viele davon. Enorm viele. Wenn Sie nicht wissen, wie man so etwas bastelt – einfach hier abgucken.

Und weil das Kind danach immer noch alles langweilig findet, bügelperlt es eben etwas.

Ich hole den gesunden Bruder von der Schule ab und werde nass. Ich bringe den Bruder nach Hause, werde dabei wieder nass und gehe dann zum Einkaufen, wobei ich noch einmal nass werde. Meine Laune ist deutlich ausbaufähig, hier ein Symbolbild.

Später pikiert das kranke Kind Tomaten, alle Samen hat es natürlich selbstgewonnen, das Kind neigt in Gartenfragen zur Gründlichkeit. Die Tomaten wachsen vor sich hin, obwohl es noch viel zu früh ist.

Das andere Kind gewinnt gerade Hibiskussamen und tütet sie ein, eventuell sind wir alle etwas frühlingsreif. Eventuell ist auch die Küche voller Erde, wir haben etwas umgetopft. Schlimm.

Unterm Strich aber doch wieder so ein Tag, an dem es mir etwas hilft, abends brülllaut The Peddlers über Kopfhörer zu spielen. Irgendwo muss die Energie ja herkommen.

Charakter, Himbeeren, Sound

Zum letzten hier erschienen Text von der Herzdame und Sohn II möchte ich noch kurz etwas anmerken. Denn ich habe zwar tatsächlich in diesem Rollenspielding nichts verstanden, vermutlich weil mir einfach die Begabung für Spiele komplett fehlt und ich routinemäßig schon beim Wort “Spielregel” abschalte. Aber ich habe doch mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen, dass man in der Goblinstadt seinen Charakter über fünf Level und mehr unverändert behalten kann.

Und das ist doch schön, dass die Kinder dergleichen dort lernen und es als normal und sogar erstrebenswert kennenlernen, einfach mal den Charakter nicht zu ändern. Dann können sie das später bei ihren Karrieren in den Konzernen und in der Politik ja einfach so beibehalten. Das wird super!

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Mein heutiger Lieblingssatz aus dem wunderbaren Gartenteil des britischen Guardian: “Autumn-fruiting raspberries are embarrassingly easy to grow.” Embarassingly easy to grow, man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen. Genau die Pflanzen, die ich brauche!

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Um das Blog kurz mal um den Bereich Heimat zu erweitern: Ein Bericht mit Filmchen über einen Reetbauern. Mir ist Reet ja etwas suspekt, seit meiner Schwester einmal ein Reetdachhaus abgebrannt ist, aber auf den Anblick von solchen Häusern möchte man dann doch nicht verzichten.

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Schließlich habe ich etwas gesehen und eine Frage dazu. Im Blog der GLS Bank werden jetzt Texte nämlich auch vorgelesen, d.h. am Anfang einiger Artikel gibt es eine Audiodatei, die man abspielen kann (hier ein Beispiel). Verschiedene Mitarbeiterinnen der Bank werden für diese Aufnahmen eingespannt und ich finde die Idee recht sympathisch, nicht nur für Nutzerinnen mit Sehbehinderung, auch z.B. für solche, die neben dem Konsum des Textes noch etwas anderes tun wollen, denn der Mensch an sich ist heute ja unkonzentriert oder multitaskend, was ich zwar für weitgehend identisch halte, aber egal, es liegt mir fern, das zu bewerten, chacun à son gout und so. Was ich fragen wollte – ist das eventuell auch für die eher erzählenden Texte im Blog hier interessant und wünschenswert? Dann würde ich da mal drüber nachdenken und vielleicht etwas damit herumspielen.

Tagebuchvertiefung und anderes

Phänologischer Kalender: Im Supermarkt entdeckt man jetzt die ersten Bärlauchprodukte, zartgrün leuchten sie aus dem Kühlregal, ein weiteres Zeichen des Vorfrühlings.

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Wenn das Tagebuchbloggen in diesem Jahr schon so seltsam aktuell ist, kann ich das ja auch theoretisch etwas unterfüttern, dachte ich, strebsam wie ich bin. Also habe ich mir noch einmal den Hocke, “Europäische Tagebücher” auf den Nachttisch gelegt. Das Buch habe ich zwar vor Ewigkeiten schon einmal gelesen, davon weiß ich aber so gut wie nix mehr, außer dass es zwei Teile hat, einen recht langen literatur- und geistesgeschichtlich einordnenden Anfang und nachfolgend eine üppige Anthologie mit Originaltexten. Es ist natürlich auch eine prächtige Fundgrube. Etwa bei Samuel Pepy: “In Westminster Hall kam ich mit Mrs. Lane ins Gespräch. Sie redete viel, daß sie niemals fortkäme; so nahm ich sie mit ein Weinhaus und gab ihr einen Hummer …”

Vielleicht stoße ich auf Erkenntnisse, die mit dem heutigen Bloggen etwas zu tun haben? Als das Buch geschrieben wurde, war die Entwicklung des Internets noch nicht zu ahnen.

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Ganze vier Schulen in Schleswig-Holstein bleiben bei G8. Das war dann wohl eine Schulreform mit durchschlagendem Erfolg. Mannmannmann!

Don Dahlmann über Athen.

Drüben bei der GLS Bank habe ich Daniel Überall vom Kartoffelkombinat um einen Gastbeitrag zum Thema Landwirtschaft gebeten, bitte hier entlang. Unter dem Artikel übrigens auch ein sinniger Kommentar aus dem Publikum. Ferner habe ich drüben drei Links zum Wochenende gepostet, mit Kunstrasen!

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Die alte Gartenlaube wurde jetzt komplett abgerissen und war, das ist dann doch etwas überraschend, über die ganze Länge unterkellert. Vermutlich stammt das noch aus der Nachkriegszeit, gut möglich, dass auch der Pächter vor uns gar nichts davon wusste. Die Stelle, wo die Gemüsebeete hinsollen, liegt jetzt endlich auch frei – und sieht nach Arbeit aus. Also im Grunde sieht sie nach nichts aus, was auch zutrifft, da ist eben gar nichts, davon aber reichlich. Blanker Boden im Winter, man möchte ihn sofort mit irgendwas zudecken, es greift einem förmlich ans Herz. Wir konnten aber nicht lange bleiben, denn wir hatten aufgrund einer wie immer komplexen Terminlage bizarr deplatziert wirkende Kinder in äußerst luftigen Karnevalskostümen dabei, die mussten wir zuerst wieder zudecken. Prioritäten!

Die Herzdame: Statt Instagrambild

Ein Text von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, die heute laufen war.

Ich war gerade krank, drei Tage nur zwischen Bett und Sofa gewechselt. Jetzt fühle ich mich deutlich besser, aber vom Nichtbewegen aufgedunsen wie eine fette Qualle. Außerdem habe ich mittlerweile Rückenschmerzen vom vielen Liegen. Ich brauche Bewegung. Es friert zwar, aber die Sonne scheint, bestes Wetter um zu Laufen. Ich ziehe mich warm an und gehe zur Alster runter. Beim Atlantic starte ich meine Runde, will es aber langsam angehen und nur eine halbe Alsterrunde machen. Mir kommen Zweifel, ob Laufen jetzt überhaupt schon so eine gute Idee war. Aber es ist schön an der Alster. Ich prokel mir die Ohrstöpsel rein und höre ein Jazz-House-Album aus den späten 90ern. Perfekt zum Laufen.

Da wir im Auto nur ein altes Radio mit CD-Player haben, habe ich angefangen meine alte CD-Sammlung nach und nach wieder anzuhören. Ich traue mich nicht, ein neues Radio mit mp3-Player einbauen zu lassen, weil ich immer Angst habe, dass dann unser altes Auto den Geist aufgibt. Aberglaube, ich weiß. Aber ist es nicht immer so? Radio neu – Auto kaputt.

Also höre ich jetzt wieder CDs. Manche Sachen davon dann auch bei Spotify, so wie jetzt. Schnell komme ich in den Flow, ein Schritt nach dem anderen, synchronisiert mit dem Beat der Musik. Nur noch der Sound, die Bewegungen und ich. Gelegentlich bekomme ich mit, wie mich andere Jogger überholen. Das ist eigentlich immer so. Es gibt niemanden, der mich nicht überholt. Frustrierend ist es dann aber, als die mega unsportlich aussehende, schnatternde Frauengruppe an mir vorbeizieht und dann auch noch der Rentner, der bestimmt zwanzig Jahre älter ist als ich. Egal, ich werde immer die langsamste Joggerin an der Alster bleiben. Aber ich habe ja die Musik.

Dann komme ich an den Anleger am Uhlenhorster Fährhaus, wo ich umdrehen will. Ich halte kurz an, weil mir auffällt, dass die Alster langsam beginnt zuzufrieren. Es ist immer noch etwas diesig, die Wintersonne kann nicht ihre ganze Kraft entfalten und die Alsterwiesen auf der gegenüberliegenden Seite erscheinen in einem warmen, diffusen Licht. Die kahlen Äste der Weiden hängen noch schlapp ins Wasser und warten darauf, vom Frühling wach geküsst zu werden. Das Eis glitzert in der Sonne und nur noch in der Mitte sieht man leichte Wellen, auf denen sich Möwen treiben lassen.

Für einen kurzen Moment sieht der Blick auf die andere Alsterseite gar nicht mehr aus wie Hamburg. Ich muss an einen See denken. Vielleicht in den Bergen, vielleicht in Italien. Die Berge hinter mir. Alles sehr ruhig und friedlich, wie unter einem Schleier. An einem anderen Ort. Nur die Möwen stören ein bisschen.

Ich denke, ein Foto für Instagram wäre jetzt schön, ich habe schon lange keines mehr gemacht. Und da fällt mir dann auch auf, dass ich gar keine Musik mehr höre. Verflixt noch mal, der Akku hat schon wieder seinen Geist aufgegeben. Mein iPhone ist schon alt, also richtig, richtig alt. Und der Akku hält auch maximal nur noch einen halben Tag. Bei dem Gatten ist es nicht besser, aber wir müssen damit noch weiterhin leben, weil erstmal Anschaffungen für den Garten wichtiger sind. Akku-Heckenschere, Bohrmaschine, Werkzeuge und so weiter. Egal. Auf jeden Fall stehe ich hier schon wieder ohne iPhone und kann kein Foto machen.

Um dieses Bild dennoch möglichst lange in meinem Kopf zu behalten, stehe ich da minutenlang und versuche mir alles einzuprägen. Das Glitzern, das Licht, die andere Alsterseite, die nicht nach Hamburg aussieht. Dann setze ich mich wieder in Bewegung und laufe zurück. An der Alsterperle bleibe ich noch einmal stehen, hier ist die Alster deutlich breiter und noch etwas diesiger. Ich schaue Richtung Innenstadt, vom Ufer auf der anderen Seite ist nicht mehr so viel zu sehen. Hier komme ich mir jetzt vor wie am Meer. Vielleicht wie in einer Bucht an der Ostsee.

In der Mitte, da wo die Alster nicht zugefroren ist, sitzen an der Eiskante zig Möwen, aufgereiht wie Perlen, vielleicht sind es auch Enten oder was auch immer, soweit kann ich gar nicht gucken. Hin und wieder fliegt ein Vogel in die Luft, dreht eine Runde und lässt sich dann wieder am Rand des Eises nieder. Es soll ja Menschen aus Süddeutschland geben, die ernsthaft denken, Hamburg wäre am Meer. Ich habe tatsächlich mal jemanden kennengelernt, der enttäuscht war, dass man bis zum Meer dann doch noch ein bis zwei Stunden mit dem Auto braucht.

Ich stelle mir also vor, ich stehe an einer Bucht an der Ostsee und schaue auf das langsam zufrierende Mer. Die salzige Luft fehlt irgendwie noch, aber vielleicht kann ich sie mit meiner Rotznase auch einfach nur nicht riechen. Ich höre die Möwen schreien und im Hintergrund klingt der Autoverkehr wie die steife Brise an der winterlichen See. Bestimmt sehe ich gleich einen Fischkutter aus dem Nebel von weit draußen in den Hafen einlaufen.

So lange kann ich aber nicht warten, vom Herumstehen wird mir langsam kalt. Ich setze mich wieder in Bewegung in Richtung unserer kleinen Reetdachkate am Strand, wo ein heißer Grog auf mich wartet. Naja, vielleicht auch nur eine heiße Dusche in Hamburg-Mitte.