Blogbuden von oben

Noch einen Film gesehen: „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war.“

Das war eine Verfilmung, die mir gegenüber dem Buch sehr rücksichtsvoll vorkam, die sich behutsam angenähert hat und die Stimmung, zumindest meiner Erinnerung nach, getroffen hat. Ich bin nicht gut darin, mich an Handlungen zu erinnern, aber die Stimmung eines Buchs weiß ich meistens auch viel später noch, und ja, der Roman war so, diese Bilder passten und alle Figuren kamen mir perfekt besetzt vor. Sehr schöne Bilder dabei, eindringlich, Sonderlob für das Kamerateam. Wer das Buch gemocht hat, wird den Film vermutlich als Bereicherung empfinden, mir ging es jedenfalls so.

Es gab in diesem Film Drohnen-Aufnahmen des zentralen Gebäudekomplexes von oben, das fand ich bemerkenswert, denn die gab es in „Der Pfau“ auch, ganz so, als würden die jetzt eben in jedem Film vorkommen, weil es die Technik dafür nun einmal gibt. Das macht man jetzt so, es ist state of the art. Wenn ein Gebäude eine wichtige Rolle spielt, zeigt man es ausgiebig von oben. Ich nehme auch an, es ist einer der billigeren Momente des Films. Und ganz hübsch, doch, doch.

Ich stelle mir spaßeshalber vor, dass das auch in Blogs üblich wird. Man macht die Seite auf und im auto-abspielenden Intro läuft dann sofort das Drohnen-Filmchen. Erst der Schreibtisch der Bloggerin oder des Bloggers, Schnitt, dann das Dach des Hauses und danach in durchgehender Kamerafahrt, bzw. in durchgehendem Kameraflug, das ganze Haus, der Block, das Viertel, die Stadt, je nach Lage auch noch etwas Landschaft, in meinem Fall also noch etwas die Elbe entlang oder so, vielleicht dem gerade ablegenden Katamaran nach Helgoland hinterher, bei der Kaltmamsell sieht man erst die laufenden Menschen an der Isar, schließlich die Alpen am Horizont, bei Frau Herzbruch den Rhein, bei Frau Novemberregen Bürotürme usw.

Na, was man sich vor vorstellt.

Auf dem Rückweg vom Kino nach Hause auf einmal eine fast überzeugende Anmutung von Sommernacht in der Luft, es war seltsam. Die ersten Menschen in kurzen Hosen und T-Shirts, that escalated quickly.

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Im Tagesbild die Bille, rechts abgeschnitten das Ufer der Insel, auf der unser Garten ist, links am Ufer die Weide, an der man im März zuverlässig den Fortschritt des Frühling sehen kann. „Und es kämmt ein sanfter Wind das grüne Haar der Trauerweiden, hörst du auch die Stimme, dieses Raunen überm Fluss?“ Hannes Wader, Am Fluss.

Blick von der Braunen Brücke über die Bille an einem sonnigen Vorfrühlingstag, wenige weiße Wolken im Bild vor sehr blauem Himmel.

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Aus dem Alltag ruckeln

Gehört, und ich bin noch mittendrin: Jules Verne, In achtzig Tagen um die Welt. Eines dieser Bücher, die man durch Filme, Comics und kulturelle Querbeziehungen aller Art seltsam gut kennt, fast en detail, auch ohne sie jemals gelesen zu haben. Ich hole das jetzt doch einmal nach und bin sicher zu Unrecht überrascht, dass ich es sehr unterhaltsam finde. Was ich nicht wusste: Dass es für Phileas Fogg echte Vorbilder gab. Der oben verlinkte Wikipedia-Eintrag hat mehr dazu. Und gerade bevor ich diesen Text abschicke, merke ich noch, dass ich mich grandios verschrieben habe, „In achtzig Jahren um die Welt“ stand da. Es wäre wohl die etwas weniger spannende Version des Buches gewesen, mehr etwas für Slow Reading.

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Einen Menschen aus dem Internet getroffen, aus dem aus meiner Sicht südlichen Internet, und, wie schrieb sie es auf Mastodon, „lebensbejahende Wohlfühlthemen“ besprochen. Und das auch noch mitten in der Arbeitszeit und ausgerechnet in Hammerbrook, nicht gerade das passende Umfeld für private Treffen. Eine Breakout-Session war es gewissermaßen. Ich werde beruflich gerade erheblich und in neuen Anlauf mit Anglizismen konfrontiert, es wirkt sich etwas aus, pardon, auch das ist natürlich nur eine Challenge. Ich fand es jedenfalls schön, diesen Menschen aus dem Internet zu treffen, ich habe so etwas auch schon lange nicht mehr gemacht. Hier und da mal aus dem Alltag ruckeln, hier und da mal „Ja“ sagen, wenn sich Gelegenheiten bieten.

Ich kann mich im November immerhin problemlos wieder eingraben, wenn Bedarf bestehen sollte.

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Im Tagesbild ein Blick über die Außenalster von der Seite des kleinen Bahnhofsviertels aus. Wie immer bei Alsterbildern: Der Eindruck täuscht erheblich, es ist nicht ruhig und besinnlich dort und ich bin nicht so oft dort, wie man vielleicht annehmen könnte, wenn man die vermeintliche Idylle so sieht. Tosender Verkehr hinter mir, fünf Spuren, Gehupe, Polizeisirenen, Taxifahrer im Formel-1-Modus, Lieferwagenfahrer in höchster Zeitnot, abgehetzte Paketwagenfahrer, Großstadt eben. Und wie.

Blick über die graublaue Alster von St. Georg aus, im Vordergund zwei Gänse und ein Blesshuhn. Noch kahle Zweige ragen ins Bild.

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Nu issas Ende da

Nachdem ich neulich das Amerikanische Tagebuch von Siegfried Lenz gehört habe, setzte ich die Beschäftigung mit dem Autor noch etwas fort. Gehört: „Ein Kriegsende“ von Siegfried Lenz, gelesen von Burghart Klaußner. Herb, sehr herb, aber auch gut. Falls ich es schon einmal als jüngerer Mensch gelesen habe, was ich stark annehme, hatte ich nicht die geringste Erinnerung daran, dabei würde ich es jetzt sogar für eine besonders gute Kurzgeschichte halten. Der im Text von einem Seemann gesprochene Satz: „Nun ist das Ende da, und wir haben nur eine Bitte“, wird beim Vorleser norddeutsch korrekt und auf die genau richtige Art zu: „Nun issas Ende da, und wir ham nur eine Bidde.“ Es sind auch beim Vorlesen die Kleinigkeiten, die den Genuss ausmachen.

Dann war ich endlich einmal in einer Abendvorstellung des Ohnsorg-Theaters. Dieses Theater ist vor ein paar Jahren so nah an uns herangezogen, dass es fast schon eine Unfreundlichkeit war, so dermaßen lange nicht hinzugehen. Wir müssen eigentlich nicht einmal Jacken überwerfen, so kurz ist der Weg dorthin. Nur einmal waren wir da, bei der kleinen Neben- und Experimentalbühne, als Sohn I dort vor Jahren spielte. Das war zwar auch großartig, aber es war nicht das, was dort sonst läuft. Jetzt aber passte das aktuelle Stück in meinen Lese-Kontext: Dat Füerschipp, also Das Feuerschiff vom Lenz, die eine oder der andere wird es sicher in der Schule gelesen haben, ich auch.

Ich schreibe nicht gerne Rezensionen, hier ist eine beim NDR, der ich mich anschließen kann. Wir haben das gemocht, die Herzdame und ich, und wir haben auch feierlich beschlossen, einen Theaterbesuch dieser Art demnächst zu wiederholen. Es laufen schon seit einer Weile Romane als Theaterstücke dort, und sie werden, aus heutiger Theatersicht, tendenziell konservativ umgesetzt, wozu ich bekennen möchte: Ich bin ein eher biederer Theatergänger, was moderne Regie betrifft. Vermutlich reicht mein Geschmack nur etwa bis in die Sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts, was sich danach kulturell entwickelte, das kann ich zwar literarisch und musikalisch verdauen und auch genießen, im Theater und in der Kunst aber eher nicht. Und ich gebe mir nicht mehr allzu viel Mühe, mich selbst da noch zu irgendwas bekehren zu wollen. Irgendwann ist es eben der eigene Geschmack, wie seltsam oder gar rückständig er auch ausfällt.

Das klingt jetzt vielleicht so, als sei ich geistig übertrieben früh vergreist, der Dreh ist aber, dass dieser Abend mich seltsam stark verjüngt hat. Was natürlich an dem, pardon, steinalten Publikum lag, denn die überwiegende Mehrheit um uns herum war um die achtzig Jahre oder älter. Das Haus war voll, ich habe etwa sechs deutlich jüngere Menschen gezählt, mich eingeschlossen, und ich bin gar nicht jung. Also normalerweise nicht. Dort schon. Richtig jung. Ich ging mit der Herzdame Hand in Hand durch die Menge und wir wurden ungewöhnlich oft angelächelt, es waren Blicke in der Art von: Guck mal, die verliebten jungen Leute. Es ist schön, wenn man ungewöhnlich oft angelächelt wird, und es waren auch auffällig viele Menschen sehr nett, das fiel auf. Freundliche Begegnungen überall.

Und krank, das waren sie natürlich auch, das bringt das Alter so mit sich. Sichtbar krank, gebeugt, krumm, versehrt, verkantet, verbogen und vielfach beschädigt, also so, wie wir vermutlich alle auch mehr oder weniger bald sein werden. Es ist eine Vorschau, was man da sieht. Sich im hohen Alter noch ins Theater mühen, seinen Sitz finden, sich mühsam, mühsam hinsetzen, erst einmal tief durchatmen und dann für ein paar Minuten einschlafen, bevor einen das Stück wieder weckt – ich kann mir auch Schlimmeres vorstellen. Wenn ich alt bin, richtig alt, werde ich auch Theaterschläfer. Der Mensch braucht Ziele.

Und in diesem Umfeld jedenfalls, ich weiß nicht, ob ich das verständlich ausdrücke, wurde ich tatsächlich jünger. Mindestens zehn Jahre, nehme ich an, eher noch etwas mehr. Es ist alles nur eine Frage des Vergleichs, und ich war also noch einmal der junge Hüpfer vom Dienst und ging oder sprang dann auch entsprechend schwungvoll die Treppen hinauf und hinab. Schön war das, für die Herzdame vielleicht sogar noch mehr als für mich, denn sie war natürlich noch jünger als ich in diesen Stunden. Also, verstehen Sie mich recht, ich habe mich ganz ernsthaft jünger gefühlt. Es war körperlich überzeugend, angenehm und nur fast etwas unheimlich,

Wir saßen ungefähr in der Mitte des Saals, vor uns sahen wir ausschließlich – und ich übertreibe keineswegs– weißhaarige Köpfe. Es saß zwar auch eine junge Frau in den Reihen vor uns, in Begleitung einer viel älteren Person, die hatte sicher keine weißen Haare, aber sie hatte eine weiße Mütze auf, wie zur Tarnung. Ich glaube nicht, dass ich diese Überalterung bei einem Theaterbesuch schon einmal derartig krass erlebt habe, obwohl es in den Kammerspielen schon einmal nahe herankam. Aber es war dort nicht so extrem.

Ja, die jungen Leute können wohl mehrheitlich kein Platt mehr verstehen. Aber wo sind die aus meinem Jahrgang, aus dem Jahrgang der Herzdame, die noch damit aufgewachsen sind? Die könnten da ruhig hingehen. Ich fand es sehr gut, ein tadelloser Theaterabend, ich habe auch das Platt genossen. Und das Stück war absolut kein Seniorenstück. Inhaltlich ist es eh zeitlos bis topaktuell.

Ein feiner Einstieg ins Theaterjahr war das. Jetzt weitersuchen, es ist bald April, da muss es dann auch etwas geben, vielleicht ja ein Theater weiter.

Beim Hinausgehen sagte ein Mann vor uns mehrfach zu seiner Frau, wie bemerkenswert er es fand, dass der Bösewicht nach der Vorstellung, bei den Verbeugungen vor dem Publikum, auf einmal richtig nett aussah, anders als im Stück, also ganz anders, wie ein anderer Mensch geradezu. Seine Frau unterbrach ihn irgendwann in einem Tonfall ehelicher Routine, wie ihn Evelyn Hamann nicht besser hätte spielen können: „Ja. Man nennt es Schauspiel.“

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Im Tagesbild die S-Bahnstation Hammerbrook. Inmitten all der umfassenden Potthässlichkeit des Stadtteils machen immerhin die Bahnsteige eine Art optisches Wooosh. Das ist nicht nichts.

Ein Bahnsteig der S-Bahnstation Hammerbrook.

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Kultur im März

Ich habe vier Kulturtermine für den März klargemacht, gerade habe ich noch Theaterkarten gekauft, ich hole den vollkommen verpatzten Februar also doch noch wieder raus. Drei Termine sind innerhalb der Komfortzone, also seelisch betrachtet, nicht räumlich, einer liegt weit außerhalb, auch mal ein Desaster mit Ansage mitnehmen. Eventuell werde ich berichten.

Einschub: Apropos Kultur, beim Deutschlandfunk gibt es ein langes Interview mit einem meiner Lieblingssympathen aus Berlin, Bov Bjerg.

Ich war im Zusammenhang mit dem Kulturvorhaben 2023 in der letzten Woche bereits in der Premiere des Films „Der Pfau“, nach der vermutlich allseits bekannten und längst im Regal stehenden Romanvorlage von Isa, hier eine Rezension beim NDR dazu. Es ist ewig schade, dass Isa nicht mehr bloggt, denn das bringt mich um alle Wortwitze mit Blogbuster, ich bin fast ein wenig beleidigt.

Im Film schneien die Personen auf dem schottischen Landsitz ein, und als wir nach der Vorstellung auf die Straße traten, war das Kino eingeschneit. Das war ein faszinierender und beeindruckender Special Effect, diese Verschränkung von Film und Wirklichkeit, ich kann allerdings nicht garantieren, dass der Effekt auch in Ihrem Wohnort, vor Ihrem Stammkino wiederholt wird. Aber wer weiß, probieren Sie es aus und lassen Sie sich überraschen, das Wetter da draußen scheint noch einiges herzugeben..

Auf dem Weg nach Hause durch Eis und Schnee habe ich dann den Frierrekord dieses Winters erlebt, klappernd und zitternd bin ich zu Hause angekommen, habe unter sieben Decken geschlafen und diese Jahreszeit so unfassbar sattgehabt, wie es eben in den März gehört.  Der Spontanfrühling am Montag mit etwas irrwitzigen 17 Grad kam meiner Erwartungshaltung ans Wetter dann weit entgegen, warum es aber am Dienstag dennoch wieder rabiat abkühlte, im Wetterbericht wurde ausdrücklich eine „ruppige“ Kaltfront erwähnt – es war unerfindlich, unrichtig und unschön.

Erfindlich, richtig und schön dagegen, dass es neue Songs für den Freundeskreis EoC gibt, die auf die denkbar angenehmste Art erwartbar sind. Der Herr Regener ist gerade in Hamburg und läuft mir dauernd über den Weg, auch direkt nachdem ich Videos mit ihm gesehen habe, das ist schon wieder so eine Verschränkung von medialer Darstellung und Wirklichkeit. Die Zeiten werden wilder, singt er, hier wird einiges immerhin wundersamer und ich sollte wohl gut überlegen, welche Filme ich mir ansehe, lieber nichts mit Weltuntergang und so.

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Und im Tagesbild schließlich eine Forderung auf der gastropolitischen Ebene, ein Appell eher. In sich ist sie schlüssig ist das, möchte man meinen.

Ein Aufkleber an einem Regenfallrohr: "No Falafel for Nazis"

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Die Träume anderer Leute

Ich höre mit großem Interesse das Buch von Judith Holofernes: „Die Träume anderer Leute“, gelesen von Nora Tschirner, deren Stimme, das ist eine faszinierende Sinnestäuschung, mit jedem Kapitel mehr zu der von Judith wird (ähnlich habe ich es erlebt bei den Tagebüchern von Manfred Krug, die von seinem Sohn Daniel gelesen werden, den man nach kurzer Zeit dringend für den Vater selbst halten möchte). Es geht in den ersten Kapiteln u.a. auch um die Mühen der Vereinbarkeit von Kreativität, Arbeit und Elternschaft, und obwohl ich vom Popstar nun so dermaßen weit entfernt bin, wie es überhaupt nur denkbar ist, obwohl ich ein Mann bin und nur so am Rande meines Berufslebens auch etwas mit Kreativität mache, erkenne ich doch einiges wieder. Man ist mit seinen Erfahrungen, auch mit den kleinteiligen, immer noch weniger allein, als man ohnehin schon denkt, es zeigt sich oft.

Besonderen Dank an die Autorin auch für die Formulierung „imperative Müdigkeit“, ich hätte sie schon vor einigen Jahren gebraucht, wie auch für ihre Feststellung, dass ihr Leben zu einem gewissen Zeitpunkt „mit Arbeit zugemüllt war“ – ja, das trifft es, weiß Gott, und es ist hervorragend ausgedrückt. Eine sehr reflektiert wirkende Erzählung des Werdegangs, ich habe das gerne gehört und empfehle es. Das Buch ist sinnvoll und erfreulich für alle, die kreativ arbeiten, die über das richtige Leben im falschen nachdenken, die Fans von Judith Holofernes oder Faktensammler der deutschen Popgeschichte sind oder sich für Crowdfunding interessieren. Und diejenigen, die gerne Autobiografisches und Werdegänge lesen, wenn sie gut erzählt sind, die sind dabei auch richtig.

Die Hörbucherfahrung kann man sich in diesem besonderen Fall übrigens beliebig unterbrechen, auflockern und verlängern, weil selbstverständlich dauernd Musik erwähnt wird, man kann also nebenbei immr wieder auf Youtube, bei Streamingdiensten oder sonst wo nachsehen, wen oder was sie gerade meinte, man kann sich erinnern und neu entdecken, hängenbleiben oder gleich wieder verwerfen, jedenfalls aber noch einmal frisch feststellen, wie bunt es zugeht, wie wenig man mitbekommt und was man alles noch nie gesehen oder gehört hat.

Es gibt sogar Lieder von ihr selbst, die ich nicht kannte, und das hätte ich nicht gedacht, denn ich schätze sie sehr und schon lange.

Beifang in diesem Zusammenhang, beim Herumklicken aufgefischt:

Im Tagesbild eine Liebeserklärung im öffentlichen Raum, gesehen auf dem Weg zum Einkauf. Passend zum Hopplahoppfrühling, der hier mit seltsamer Intensität und immerhin 17 Grad am Montag ausgebrochen ist, wird die Botschaft etwas direkt und salopp formuliert, aber wir wollen die Absicht gelten lassen.

Ein gesprühter Schriftzug an einer Wand: "Beste Schlampe vong Erde"

Kurz nach dem Schreiben dieses Textes war der Frühling dann allerdings schon wieder weg, kurzlebig wie ein Blogtext.

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Autismus & Pathological Demand Avoidance (PDA)

Ein Termin-Hinweis von Maret Buddenbohm

Pathological Demand Avoidance

Heute bin ich in eigener Mission unterwegs, denn ich habe ein Herzensthema, das im deutschsprachigen Raum kaum bekannt ist und auf das ich aufmerksam machen möchte.

Es geht um das Autismus-Profil Pathological Demand Avoidance Syndrom, kurz PDA. Übersetzen lässt es sich mit „pathologische Vermeidung jeder Anforderung“.

„Anforderungsvermeidung“ klingt erst mal nicht besonders dramatisch und wieder eher nach „Reiß dich doch einfach mal zusammen“.  Das Wort „pathologisch“ definiert hier aber das extreme Ausmaß der Vermeidung und macht aus dem „nicht wollen“ ein „nicht können“ – egal wie intelligent die betroffene Person ist oder wie alltäglich und banal die Anforderung, wie z.B. Essen, Schlafen, Trinken, Anziehen.

Obwohl der Begriff bereits in den 1980ern im englischsprachigen Raum geprägt und viel darüber geschrieben wurde, ist er hier leider noch immer kaum bekannt, was vor allem für betroffene Kinder ein Riesenproblem ist, da viele von ihnen durch die herkömmlichen Diagnose-Raster fallen und somit nicht als Autisten erkannt werden.

Kinder mit PDA wirken im Vergleich oft nicht wie „klassische“ Autisten. Sie können meist sehr gut maskieren, wirken sozial aufgeschlossen und vergleichsweise kompetent. Deshalb wird ihnen oft unterstellt, sie können alles, wenn sie denn nur wollten. Aber selbst, wenn sie doch mit Autismus diagnostiziert werden, sprechen diese Kinder meist nicht auf entsprechende Hilfsmaßnahmen und Erziehungsmethoden an. Im Gegenteil, sie sind eher kontraproduktiv und wirken sich ungünstig auf die Entwicklung aus. Was das sowohl das eine wie das andere für betroffene Kinder und deren Familien bedeutet, kann man sich wohl ausmalen.

Kinder mit PDA erleben jede Art von Anforderung als bedrohlichen Kontrollverlust und Bedrohung der eigenen Autonomie. Um Kontrolle und Sicherheit wiederzuerlangen, reagieren sie dann mit extremer Vermeidung, was sich auf verschiedene Arten zeigen kann, wie z.B. komplette Verweigerung bis hin zu heftigen Zusammenbrüchen oder psychosomatischen Krankheiten. Vor allem die Institution Schule ist hier ein steter Quell der Anforderungen und dadurch eine enorme psychische Belastung für diese Kinder (und andere…).

Was diese Kinder nicht brauchen, ist eine besonders strenge und konsequente Erziehung, sondern Verständnis und Einfühlungsvermögen. Was diese Kinder auch nicht brauchen, ist die permanente Unterstellung, dass sie ja könnten, wenn sie nur wollten.

Und was die Eltern dieser Kinder überhaupt nicht brauchen, ist der permanente Vorwurf, sie seien nicht streng genug, würden sich auf der Nase rumtanzen lassen und können schlichtweg nicht erziehen.

Deshalb ist es mir so wichtig, über PDA zu informieren und zu mehr Verständnis beizutragen. Hier ein paar der wenigen deutschsprachigen Informationen dazu:

pda-anders-autistisch.info

autismusspektrum.info

autisplus.de

Falls ihr beruflich oder privat mit Kindern zu tun habt, die eine extreme Verweigerung an den Tag legen (und Anzeichen von ADHS oder Autismus zeigen), Eltern mit solchen Kindern kennt oder vielleicht selbst so ein Kind habt, dann möchte ich euch folgende Info-Veranstaltung zu diesem Thema ans Herz legen:

Online-Themenabend  „Autismus und PDA“

30. März 2023
19:00 – 21:00 Uhr

Veranstalter
Autismus Hamburg e.V.

Referentinnen
Dr. Nicole Chou-Knecht
Fachärztin für Psychiatrie & Psychotherapie (Schweiz)

Elisabeth Carl
sozialpädagogische Fachkraft / Coach im Bereich berufliche Rehabilitation & Integration u.a. für Personen im Autismus-Spektrum

Kostenlose Anmeldung unter
Autismus Hamburg e.V.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

 

 

Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 13.3.2023

Kiki braucht Urlaub. Eventuell braucht sie ihn noch dringender als manche andere, allerdings denke ich auch gerade über eine gewisse Insel meines Vertrauens nach. Vielleicht zumindest mal ein Wochenende? Doch mal zu etwas kommen?

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Frau Herzbruch und Christian bloggen aus verschiedenen Kamerawinkeln über einen gemeinsamen Nachmittag. So etwas habe ich schon lange nicht mehr gelesen, dergleichen wurde früher allerdings öfter durchgespielt, denn früher war ja alles … ach, egal.

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Apropos früher: Die Kaltmamsell, die wiederum auf Texas-Jim verweist: – Wir waren zuerst da. An dieses Thema legt wiederum Christian in den letzten Absätzen an, wir bloggen gewissermaßen im Kreis und es ist sehr schön so. Finde ich.

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Frau Herzbruch vs. Lanz und Lobo. Ich glaube, es ist schon in Ordnung, dass ich kategorisch keine Talkshow jemals sehe, mein Problem mit der Fremdscham ist einfach zu groß dafür. Tatsächlich ist es dermaßen groß, dass mir oft schon Medienberichte über die Talkshows oder auch nur die zugehörigen und schier unvermeidlichen Infohäppchen auf Twitter oder Mastodon massiv unangenehm sind, belastend und runterziehend.

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Nils Minkmar greift in seinem wöchentlichen Newsletter den Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Wissen auf, am schönen Beispiel einer nächtlichen Fuchsbegegnung. Immer wieder ein wunderbares Thema, ich lande da auch öfter, einen Aspekt dazu hatte ich vor einiger Zeit etwa bei den ungesehenen Schilfrohrsängern auf Eiderstedt.

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Im Tagesbild geht es heute mangels anderer Eindrücke eher schlicht zu: Ranunkeln vor Raufaser. Was als Titel wiederum klingt wie etwas, das man auch in Klagenfurt vorlesen könnte. Ranunkeln vor Raufaser, Erzählungen, das müsste doch laufen, wie plausibel klingt das denn. Das mal als Buch anpeilen, da gestaltet sich dann auch das Cover wie von selbst, gleich ein Problem weniger in der Planung, es ist doch ein sehr einladender Gedanke. Aber keine Ahnung, worum es gehen könnte. Irgendwas ist immer.

Leuchtend gelbe Ranunkeln in einer Vase vor Raufaser.

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Mode und Manuskripte

Gesehen: Eine schöne Doku für den Freundeskreis Schriftfetischismus und Literatur über das Manuskript zu Victor Hugos „Les misérables“ auf arte, aus der Reihe „Abenteuer Manuskripte“. Nebenbei stelle ich mir bei so etwas wieder die Frage, ob eigentlich noch jemandem auffällt, dass die arte-Dokus oft auch in modischer Hinsicht interessant sind? Dass die Professorinnen, Archäologinnen, Kuratorinnen, Bibliothekarinnen, Forscherinnen etc., Männer sind hier stets mitgemeint, häufig sehr ausgewählte Kleidung tragen und mir keiner erzählen kann, die hätten da einfach nur irgendwas an, von wenigen Ausnahmen abgesehen? Ich finde das sehr faszinierend, auch im Wiedererkennungswert über Ländergrenzen hinweg. Der gleiche Kaschmirrolli in Kanada und in Frankreich, in England und Portugal, vergleichbare Erdfarben und austauschbare gediegene Hemd-Sakko-Kombinationen auf verschiedenen Kontinenten. Gäbe es eine arte-Doku über die Intellektuellen-Mode in arte-Dokus, ich würde sie sehen wollen. Und in gar nicht wenig Fällen würde ich es auch tragen wollen, zumindest das Zeug aus der Abteilung Herrenmode.

Wie auch immer. Aus dieser Reihe jedenfalls auch gesehen: Die Folge über das „teuerste Manuskript der Welt“, Kafkas Prozess, bei der ich besonders der tschechischen Übersetzerin zu ihrem Outfit gratulieren möchte. Vielleicht sollte generell wieder mehr Hut getragen werden, es hat doch was. In der Folge enthalten ist auch der Satz: „Kafka macht sich beim Schreiben keinen Plan, sondern lässt seiner Fantasie freien Lauf, auf die Gefahr hin, die Orientierung zu verlieren.“

Wie würden wir wohl Kafka finden, hätte er, wie es heute üblich ist, erst ein Exposé geschrieben, wochenlang geplottet, sich an die gängigen Regeln der meisten aktuellen Romane gehalten, mit Heldenreise und allem?

Und schließlich: „Alice im Wunderland“, Lewis Carroll. Es wird nur nebenbei angemerkt, aber ich finde es beeindruckend: Es ist ein Manuskript ohne Fehler.

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Was passt als Tagesbild dahinter, da nehme ich doch auch etwas mit Schrift, wenn wir schon dabei sind. Hier also das etwas melancholisch anmutende Werk eines Graffiti-Künstlers, der im Stadtteil gerade aktiv ist. Wir hatten lange nichts Neues mehr an den Wänden ringsum, es fällt sehr auf.

Ein gesprühter Schriftzug an einer Wand: Fuck the world

 

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After all is said and done

Freitag. Es schneit den ganzen Tag. Ich sehe nicht hin, ich setze mich mit dem Rücken zum Fenster, ich gehe bis zum Abend nicht raus. Einfache Lösungen immer bevorzugen.

Ich habe dennoch den ganzen Tag gefroren, Kälte von innen. Der Nachbar übt sich stundenlang in Gesang, „Heal the world“ singt er immer wieder auffordernd, ich höre es durch die Wand. Was soll ich noch alles machen, denke ich, und wieso überhaupt ich.

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Gelesen: Deutschland als Wiederabwanderland.

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Ein Sohn erwähnt beiläufig den Satz „Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei“. Er weiß auch, natürlich wieder von Tiktok, dass es da einmal einen Song gab, irgendwann früher, in grauer Vorzeit, er weiß aber nicht, wer das gesungen hat. Ich kläre selbstverständlich gerne auf und verweise auf Stephan Remmler, und ich erläutere auch, denn Kulturgeschichte ist mir wichtig, den Zusammenhang zur Band Trio und benenne dann noch, wenn ich schon einmal dabei bin, deren größten Erfolge, die ihm allerdings auch nichts sagen. Es ist doch verhängnisvoll, dass die Kinder nicht mehr in verzweifelt langweiligen Nachmittagsstunden dem Plattenschrank der Eltern ausgesetzt sind, wie es noch bei uns regelmäßig der Fall war, wir geben auf diese Art einfach viel zu wenig weiter. An dieser Generation brechen sämtliche Traditionslinien ab und nein, das ist gar kein Witz, ich meine das ernst. Die smartphonedingte, jederzeit vollumfassende Gegenwärtigkeit lässt alles, was vor dem alllzu riesigen Heute lag, schlagartig verblassen und verschwinden, nur Tiktokscherben bleiben davon übrig, zwei Zeilen von Rick Astley hier, ein Refrain von Elvis dort, das ist alles. Und das ist verdammt wenig.

Ich spiele dem Sohn also zur medienunterstützten Belehrung „Da da da“ in voller Lautstärke vor, ich singe und spreche routiniert mit, wir haben es doch wahrlich in der Jugend gründlich genug gelernt.

Der Sohn hört einigermaßen irritiert zu. Der Sohn sieht mich dann lange und ernst an. „Ja“, sage ich schließlich in die lastende Stille nach dem Song, „so war das damals.“ Er nickt langsam, um Verständnis bemüht. After all is said and done, it was time for you to run, aber das sage ich schon nicht mehr laut, und ich erwähne lieber auch nicht, dass zwei der Bandmitglieder längst auf der anderen Seite sind. Die Söhne nehmen ohnehin an, dass ich nur Bücher und Lieder von Toten konsumiere. Womit sie weitgehend richtig liegen.

Den Rest des Tages habe ich dann immer wieder Songs von Trio im Kopf, es steht zu befürchten, dass ich alle Texte noch kann. „Los Paul, du musst ihm voll in die Eier haun, das ist die Art von Gewalt, die wir sehen wolln, wenn auch nicht spürn wolln.“

In dem folgenden Video benutzt der Herr Sänger ein Telefon mit Wählscheibe. So war das damals. So war es wirklich.

Im Bild des Tages noch schnell etwas Liebe. Diesmal ist es eine Aufnahme aus dem kleinen Bahnhofsviertel, da geht es manchmal und zumindest in manchen Straßen doch etwas netter zu als im unterkühlten Hammerbrook.

Ein Schriftzug "liebe" in grüner Farbe an einer Hauswand

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Kopfschmerzen und Komplikationen

Ich höre auf dem Weg ins Büro Theodor Storm, „Carsten Curator“, die Geschichte eines Niedergangs, ein charakterlich etwas labiler Sohn ruiniert in der Novelle die Familie. Storm hatte da, sehe ich in der Wikipedia, präzise Bezüge zum eigenen Leben. Meine eigenen Söhne ruinieren derweil in ihrer Ferienlässigkeit meine Ordnung in der Küche, da kann ich beim fortgesetzten Hören am Abend gleich noch besser mitfühlen.

In der Wikipedia heißt es noch: „In konservativer Sicht der Dinge beschreibt Storm den Untergang einer alten, scheinbar in sich gefestigten Welt im Austausch gegen eine schnelllebigen und riskanten Geschäften zugeneigte, die Menschen einander entfremdende Epoche, wie sie mit der Industrialisierung des neunzehnten Jahrhunderts immer mehr an Präsenz gewann. Immer wieder stellt der Autor den Gegensatz zwischen der verlockenden und mit der Zusicherung von Anonymität verführenden Metropole Hamburg und der sozialen Kontrolle aber auch Geborgenheit und Fürsorge verheißenden Inselidylle gegenüber. Letzten Endes lässt er die Ära der Romantik gegen das Haifischbecken des anbrechenden Frühkapitalismus scheitern und bekennt sich damit zu einer realistisch-nüchternen Beurteilung der unvermeidlichen gesellschaftlichen Entwicklung.“

Denksportaufgabe für Angehörige etwa meiner Generation und etwas jüngere Menschen, sofern sie aus kleineren Städten und Dörfern stammen: Spielten die vom Storm herausgearbeiteten Unterschiede zwischen der alten, scheinbar so gefestigten Welt und der schnelllebigen, riskanten Großstadt auch in Ihrem Leben eine Rolle, als sie nach der Schule die Heimat verlassen haben, um in der Millionenstadt zu studieren oder zu lernen? Spielten sie vielleicht sogar die gleiche Rolle wie in der Novelle und wie stehen in diesem Sinne Frühkapitalismus und Neuer Markt zueinander? Erörtern Sie.

Die Herzdame ist währenddessen schon wieder unterwegs und tobt sich beruflich erneut in Dortmund aus, wenn es so weitergeht, wird sie noch eine Kennerin dieser Gegend da. Ich dagegen war im Bürogebäude meiner Firma mal in einem Stockwerk höher als sonst, in einem anderen Konferenzraum als gewohnt, und ich hatte da schon dieses leicht anregende Gefühl, in einer anderen Gegend zu sein. Guck mal, der Ausblick aus dem Fenster ist von hier ganz anders. Ich muss dafür also nicht einmal nach NRW, auch gut.

Auch diese Woche war ansonsten unfassbar anstrengend, jeder Werktag fühlte sich an wie zwei oder mehr. Kopfschmerzen und Komplikationen, Herr Buddenbohm blieb dennoch stets bemüht.

Im Bild heute ein Aufkleber in Hammerbrook, er klebt an einer der vielen eher unschönen Ecken. Nein, das ist Unfug, Hammerbrook besteht überhaupt nur aus unschönen Ecken, Hammerbrook ist eine unschöne Ecke, da gibt es nichts. Um diese spezielle Betonecke herum war lange das Lager eines Obdachlosen, denn unter der Treppe ist es wenigstens trocken, wenn schon nicht warm. Ein paar Meter weiter die an eine Mauer gesprühte Aufforderung an die Massen, sich zu erheben. Die Massen, in der Ausprägung der Sachbearbeitungsarmee aus den Konzernzentralen, gehen werktags allerdings vollkommen unbeeindruckt vom Appell jeweils zum Dienstantritt und zum Feierabend an dieser Schrift an der Wand vorbei.

Denn so ist es mit den Massen, sie machen meist eher nicht, was man gerade möchte. Schlimm.

Ein Aufkleber an einer Betonwand in Hammerbrook, Aufschrift: "Sex, Drugs and Aufkleber!"

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