Die Herzdame veranstaltet ein Kettensägenmassaker

Ein Text von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, brrmmmm, brrmmm.

Ich bin auf den Geschmack gekommen. Seit einiger Zeit. Genau genommen, seitdem wir uns für einen Garten entschlossen haben.

Aufgewachsen als Tochter eines Bauunternehmers und zwischen Baumaschinen hatte ich schon als Kind eine Leidenschaft für Bagger und schweres Geschütz. Aus nicht mehr rekonstruierbaren Gründen bin allerdings nie damit gefahren, was wahrscheinlich zum Kindheitstrauma geführt hat. Denn wer mich kennt, der weiß, dass es mein größter Traum ist, endlich einmal Bagger zu fahren. Oder noch lieber Bobcat (keine bezahlte Werbung).

Darüber hinaus habe ich während meiner Kindheit auf dem Bau aber eigentlich nichts wirklich Brauchbares gelernt. Leider. Ich kann gerade mal einen Nagel krumm in die Wand schlagen und habe dabei auch noch Angst, etwas kaputt zu machen. Da ich dazu noch einen Mann geheiratet habe, der zwar mit Füller und Bleistift umgehen kann, sonst aber zwei linke Hände hat, wird in unserem Haushalt quasi gar nicht gehandwerkt. Sehr zum Bedauern von Sohn 2, der gerne und sehr kreativ mit Hammer und Schrauber hantiert.

Ich bin auch immer wieder erschüttert über unsere Beziehung, zwei Handwerkerkinder, die nichts können. Egal …

Als wir uns mit dem Thema Strebergarten befasst haben, habe ich mich auch gedanklich intensiv damit auseinandergesetzt, dass man dann nicht alles extern machen lassen kann und irgendwie selbst ran und dazulernen muss. Nun habe ich mir einen Ruck gegeben und gleich mal mit der Kettensäge angefangen.

Freunde von uns haben sich ein Wochenendhaus auf dem Land gekauft, welches sie gerade zum Großteil selbst komplett renovieren. Anfangs fand ich es ziemlich meschugge, dass sie die Bruchbude nicht einfach abreißen und neu bauen. Soo viel Arbeit! Mittlerweile habe ich aber kapiert, dass das ja der Witz ist … selbst zu renovieren. Und so sind wir auch schon ein paar Mal damit hingefahren und haben mitgeholfen.

Weil aber immer nur Rasenmähen und Steineschleppen auf Dauer uncool ist, habe ich darum gebeten, dort Kleinholz zu machen. Mit der Kettensäge. Natürlich.

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Und weil das so ein befriedigendes Gefühl ist, wenn der Holzhaufen zentimeterweise kleiner wird, und weil es toll ist, wenn man sich körperlich verausgabt, und weil es so befreiend ist, wenn man bei seiner Arbeit mal nicht nachdenken muss, bin ich jetzt voll auf den Geschmack gekommen und möchte das öfter machen.

Weil man aber nach der Arbeit nicht immer aufs Land rausfahren kann, habe ich mir jetzt bei uns im Garten was für die Kettensäge gesucht: Die Koniferen.

Auf unserer Parzelle haben wir 10, in Worten „zehn“ Koniferen. Und wo die Koniferen stehen, wächst kein einziger Grashalm mehr. Deshalb spricht man davon wahrscheinlich auch als Friedhofsbaum. Alles drumherum ist tot. Nicht nur auf dem Friedhof.

Außerdem hat unser Vorgänger einen Großteil der Koniferen als Sichtschutz direkt vor der Laube gepflanzt. So dicht, dass absolut kein Licht mehr reingekommen ist. Wobei ich mich da frage, wozu er dann überhaupt Fenster in die Laube gebaut hat. Egal, die Koniferen müssen weg.

Jetzt hätte es natürlich auch die Möglichkeit gegeben, wieder mal jemanden damit zu beauftragen. Oder vielleicht den Abrissunternehmer, der hoffentlich bald mal die Laube abreißt, das auch machen zu lassen. Aber das ist unsportlich. Das kann man ja auch selbst machen, dafür muss man niemanden bezahlen.

Der Ehrgeiz hatte mich gepackt und ich habe mich kurzerhand mit unserem Kettensägen-Freund verabredet und brrrrmmmm … Kettensägenmassaker.

Die ersten drei von zehn Koniferen haben wir geschafft. Angefangen haben wir mit den beiden direkt vor dem Fenster unserer Laube. Ehrlich gesagt, hatte ich anfangs dann schon noch ein bisschen Angst, dass es mir vielleicht doch nicht so gefallen würde, wenn alles gerodet ist.

Ich habe mir das nach dem ersten gefällten Baum noch mal genau angeschaut, aber es war alles richtig so. Der Blick durch den Garten auf die Laube… eigentlich schade jetzt, dass sie abgerissen wird. Mit ein bisschen Farbe könnte sie noch ganz hübsch werden.

Und drinnen erst! Da hat man jetzt richtig Tageslicht. Und einen tollen Ausblick auf den Garten. Das müssen wir unbedingt bei der Ausrichtung der neuen Laube berücksichtigen.

Hier kann man sich bei Instagram durch die Vorher-/Nachherbilder klicken:

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Und wo wir gerade so gut dabei waren, haben wir uns auch sofort an die größte Konifere im Garten gemacht. Immer alles sportlich angehen!

Es war nicht ganz einfach, da die Konifere doch deutlich größer war als wir. Aber wir haben es dann zu zweit geschafft, sie Stück für Stück umzulegen. Ein bisschen schade war es dann, dass es so stark zu regnen anfing, dass wir abbrechen und den Stumpf stehen lassen mussten. Jetzt dient er den Söhnen als Kletterbaum und Hochsitz. Ich befürchte, er wird auf ewig da stehen bleiben müssen.

Da musste ich also erst fast Ende 30 werden, um meinen ersten Baum zu fällen. Und das fühlt sich richtig gut an. Brrrmmm.

Frauen bei der Arbeit:

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Hier kann man sich bei Instagram durch die Vorher-/Nachherbilder klicken:

https://www.instagram.com/p/BbALzZilmuh/?taken-by=hildchen77

Sämtliche Sicherheitsbelehrungen über fehlende Ausrüstungsgegenstände und Sicherheitsvorkehrungen sind übrigens schon reichlich durch den Gatten erfolgt. Mehrfach.

PS: Beim Schreiben dieses Blogposts musste ich an den Horrorfilm „Texas Chainsaw Massacre“ denken und weil ich dann mal „kurz“ recherchieren musste, ob ich den Film in meiner Jugend eigentlich gesehen habe und wenn ja, worum es da noch ging, bin ich dann die nächsten zwei Stunden im Internet hängen geblieben und habe die Trailer sämtlicher Splatterfilme gesehen. Um dann festzustellen, dass ich offensichtlich ziemlich wenig dieser Filme geguckt habe und auch nicht das Bedürfnis habe, dieses jemals nachzuholen.

PPS: Als ich Sohn 2 dann am nächsten Abend zu Bett brachte, in sein Hochbett kletterte und dann am Regal, an der weißen Wand, am Bettrahmens und auf dem Bettlaken die weiträumig verteilten Blutspritzer des letzten Niesers mit Nasenbluten sah … brrrmmmm.

Beifang vom 02.11.2017

Es ist gerade nicht so einfach, weswegen hier ungewöhnlich lange nichts erschienen ist, nun aber doch wenigstens ein paar Links. Das ist ja kein Zustand, so ganz ohne Blog.

Lars Fischer über die Pest: “Wir werden alle sterben”.

Eine Dachfarm in New York. So etwas gibt es meines Wissens in Hamburg noch nicht, auch erstaunlich. Oder ich bekomme wieder nichts mit.

Ein Nachruf auf die Rowohlt-Monographien, die Älteren erinnern sich.

Thalia als Muse der Mafia.

Auf Twitter wurde die Herzdame um einen bebilderten Produkttest zur Guldkannan gebeten. Wobei ich mittlerweile so im Gartenwahn bin, ich finde das Produkt durchaus einleuchtend. Der Preis ist allerdings etwas gaga.

Sie haben keinen Fährmann mehr.

Es übersteigt mein musikalisches Wissen dramatisch, aber ich lese dennoch gerne solche Erklärungen zu Liedern, die ich kenne.

Ein Filmverriss. Ich habe mich beim Titel verlesen und war zuerst bei “Barbie – die Magd der Delfine”, seitdem habe ich allertrashigste Drehbuchfantasien. Schlimm.

Und gerade gefunden: Jan Johansson. Man müsste Klavier spielen können, müsste man nicht?

Beifang vom 24.10.2017

Anton Tschechows kurzes Leben.

Gabriel Kords in der Zeit über die weggebrochene A20. Ein wenig Schwund ist eben immer.

Diese Buchbesprechung klang interessant. Da geht es auch um Beerdigungen, und es wird bald November, da sind Beerdigungen natürlich ein legitimes Thema, das passt schon. Ich habe deswegen gerade im Blog gesucht, wann eigentlich J. gestorben ist, darüber habe ich damals geschrieben und guck, das ist schon so lange her. Und tut immer noch weh. Ich stelle mir heute noch bei ganz vielen Situationen vor, wie sie das finden würde, was sie wohl sagen würde. Damals hat ihr Bruder, der beruflich Zauberer ist, was auch wieder so absurd klingt, dass es wunderbar zu ihr gepasst hat, die Trauerrede gehalten. Das war die traurigste Rede, die ich je gehört habe, und er hat sie geradeaus durchgesprochen, ganz langsam, ganz bedacht, ganz bemüht, zusammengerissen und sehr konzentriert. Das schreibe ich nur auf, weil mir gerade bewusst wird, dass das eine der großen Heldentaten war, die ich erlebt habe. So eine Rede zu halten. Und durchzuhalten. Wie außerordentlich beeindruckend. Kann man sehr viel anderen Quark dagegen vergessen, gegen solche Leistungen.

Ansonsten lasse ich mir zwischendurch von Charles Dowding das Gärtnern erklären, schon weil er so entzückend “Kohlrabi Superschmelz” mit britischem Akzent sagt. Lovely, isn’t it? Für Menschen ohne Garten natürlich vollkommen uninteressant, schon klar.

Jetzt aber noch Musik. Dave Brubeck Quartet: La Paloma Azul. Auch so ein Stück, das ich jedes Jahr schöner finde. Wirklich gepflegte sieben Minuten.

Beifang vom 23.10.2017

Bei der GLS Bank habe ich einige Links zum Thema Plastik zusammengestellt. Mit Staat Nummer 194! Wo doch Autonomiebestrebungen gerade so in sind.

Das Papa-Glücksgeheimnis.

Eine lange Geschichte über ein Hochhaus.

Silke van Dyk über die Postwachstumsökonomie.

Christoph Koch zur Frage, ob die sozialen Medien die Welt verbessern oder nicht.

Und nun ein englisches Lied aus dem letzten Jahrhundert mit spanischen Untertiteln in seltsamer Typo. Warum auch nicht.

Die Sache mit den drei Astscheren also

Als wir im Sommer den Garten übernommen haben, hatten wir keine Ausrüstung dafür, wirklich gar keine. Keine Harke, keinen Spaten, keine Gießkanne, gar nichts. Ich hatte auch mangels jeglicher Kenntnis keine genaue Vorstellung, was man für einen Garten alles so braucht, es schien mir aber auf jeden Fall teuer zu werden, immerhin hatten die Nachbarn in der Gartenkolonie ganze Schuppen voller Gerätschaften. Teilweise sogar recht große oder gar mehrere Schuppen. Wir beschlossen also, die Gartengeräte nicht neu, sondern bei Ebay-Kleinanzeigen zu kaufen. Die Herzdame schrieb bereits einmal darüber, glaube ich.

Ich hatte mit dieser Plattform vorher keinen Kontakt gehabt, sie ist natürlich auch wieder eine Welt für sich und man könnte darüber wunderbare Witze machen, die aber durch die Bank schon gemacht worden sind, wie mir scheint. Das Netz ist voll von lustigen Verkäufer- und Käuferklassifizierungen, von falschen Zustandsbeschreibungen etc. Lassen wir das also, keine Scherze über Ebay. Zumal es in unserem Fall auch gar keinen Grund zum Scherzen gab, eher im Gegenteil, denn es zeigte sich, dass gerade Gartengeräte nicht selten von Menschen verkauft werden, die den Hausstand von Verstorbenen auflösen. Und das ist nicht lustig, wenn man etwa in einer Hochhauswohnung steht, in der jemand mit dem versteinerten Gesicht der Trauernden vor großen Gartengerätschaften steht, die in diesem kleinen Flur grotesk fehl am Platz wirken, wenn dieser Mensch stöhnend etwas räumt, etwas stapelt, etwas sucht und dabei murmelt: “Er hat doch auch noch eine andere Astschere gehabt.” Und man schließt dann erst langsam, dass er wohl nicht mehr da ist, man erfährt noch, dass er mit seinen Geräten immer sehr gut umgegangen ist und wo sein Garten war, wie groß und schön der immer war, die Äpfel! Man sieht im angrenzenden Zimmer ein Stück vom Pflegebett, in dem er gelegen hat – und mehr wird man zu ihm niemals erfahren. Aber man geht immerhin mit seiner Astschere aus dem Hochhaus und lässt trauernde Menschen zurück, die seufzend weiter Reste verräumen, die er ihnen hinterlassen hat und die darauf warten, dass die Stapel in den Zimmern und im Flur bald kleiner werden.

Es war einer der wenigen warmen Tage in diesem Sommer, als ich im fernen Norden der Stadt auf diese Art gleich drei Astscheren kaufte, unhandliche Riesengeräte, bestens gepflegt. Eine war zwar vorne an der Schneide etwas kaputt, aber damit hatte er dennoch weiterhin gearbeitet, wie die Tochter sagte, die ging schon noch, die Schere. Und ob ich nicht noch? Sie zeigte auf zahlreiche andere Geräte, die ich teilweise nicht einmal erkannte, alle merkwürdig sauber, als wären sie nie in einem Garten gewesen. Nein, ich wollte nicht noch mehr, ich wollte diese drei wirklich günstigen Astscheren, mit denen er so gut umgegangen ist. Ich zahlte und ging. Die Tochter scrollte durch ihre Ebay-Liste: “Es ist immer noch so viel.”

Eine der Astscheren ging immer wieder auf, sie ließ sich wegen ihrer Größe schlecht greifen. Es war viel schwieriger als gedacht, drei große Astscheren durch die Gegend zu tragen. In meinen Rucksack passten sie nicht und ich merkte zu spät, dass er eine der Scheren vor nicht allzu langer Zeit noch geölt hatte. Ich kam aus dem Büro und trug ein weißes Hemd, das schon nach ein paar Schritten schwarzverschmiert war. Ich kam mir albern vor, wie ich da erfolglos versuchte, diese drei Riesenscheren zu bändigen, mir wurde allmählich heiß und der Weg zum S-Bahnhof war weiter als gedacht. Ich merkte, die entgegenkommenden Leute auf dem Fußweg fingen an, mich seltsam anzusehen. Dem Schild an der Kreuzung nach zu urteilen, war das außerdem gar nicht der Weg zum Bahnhof.

(Fortsetzung folgt. Ich baue jetzt einfach wieder jeden Morgen eine halbe Stunde Schreibzeit ein.)

Olle Kamellen

Es gibt Blogeinträge, die ich im Geiste vorformuliere, etwa abends im Bett oder morgens in der S-Bahn oder auch zu beiden Gelegenheiten. Manchmal mache ich das sogar tagelang immer wieder, weil ich ja nie zum Schreiben komme, aber doch gerne möchte, Sie kennen das. Dann schreibe ich eben nur im Geiste, aber das dann immerhin. Ich formuliere also so herum, ich versuche mir – sinnlos, aber ganz spaßig! – gute Einstiege zu merken, während ich in der Bahn vor dem Ausstieg warte. Und denke mir so, wenn Du mal Zeit hast, dann musst du das nur noch abtippen, was Du jetzt gerade gedacht hast. Easy.

Aber dann habe ich doch wieder keine Zeit und am nächsten Tag auch nicht, und irgendwann vergesse ich natürlich, überhaupt noch an den Text zu denken. Mit etwas Glück habe ich mir wenigstens irgendwo eine Notiz gemacht und ich kann sie sogar lesen und verstehen, dann fällt mir der Text später, sehr viel später wieder ein. Wenn ich aber richtig lange über den Text nachgedacht habe, kommt es mir manchmal auch überzeugend so vor, als hätte ich ihn tatsächlich schon geschrieben und veröffentlicht. Dann mache ich mein eigenes Blog auf und suche darin nach Stichwörtern. Was bei Texten zu eher allgemeinen Themen gar nicht so einfach ist, wenn ich keinen markanten Begriff verwendet habe. Oder verwenden wollte. Und je länger ich blogge, desto schwieriger wird das natürlich, weil ich immer mehr Suchergebnisse für eher allgemeine Begriffe erhalte, weil ich immer mehr schon erzählt habe. Es gibt mittlerweile Texte, die nie erschienen sind, weil ich sie theoretisch schon einmal geschrieben haben könnte. Es gilt zu vermeiden, Geschichten doppelt zu erzählen, das ist eine wirklich unschöne Vorstellung, wenn ich da einen Spitzenschwank aus dem Leben erzähle und zehn Leute kommentieren sofort: “Wissen wir doch schon.” Ein echter Bloggeralbtraum. Geschichten bewusst doppelt oder dreifach zu erzählen, das ist okay, Opa erzählt wieder vom Krieg, das kann durchaus seine Berechtigung haben. Aber aus Versehen? Um Gottes willen. Das ist ja schon beim Gespräch in der Kneipe schlimm genug.

Eben jedenfalls suchte ich gerade nach “Astschere” in meinem Blog, denn ich war mir nicht mehr sicher, ob ich die heitere Sache mit den drei Astscheren und dem Serienmörder und dem Mädchen in der S-Bahn schon erzählt habe, das heißt, ich war mir zwar nicht ganz sicher, aber doch ziemlich sicher. Und es ist irritierend, aber ich finde nichts mit “Astscheren”. Gar nichts. Die Geschichte ergibt ohne Astscheren aber definitiv keinen Sinn, und das ist so ein prächtiger Suchbegriff. Oder gibt es ein anderes Wort für Astscheren, habe ich die womöglich kunstvoll umschrieben? Baumzangen? Zweigknipser? Nichts.

Ich scheine bisher auch keinen Text geschrieben zu haben, der das Wort “Serienmörder” enthält, das ist fast schon erstaunlich, nicht wahr, nach all den Jahren. Also abgesehen von diesem hier, versteht sich. Wenn ich jetzt wieder nicht zu der Geschichte komme und dann irgendwann nach Astschere und Serienmörder im Blog suche, werde ich künftig nämlich immer diesen Text finden. Und dann muss ich nicht mehr länger nachdenken, dann kann ich einfach, zack, sofort die Geschichte aufschreiben. Die mit den drei Astscheren und dem Serienmörder und dem Mädchen in der S-Bahn. Genau so mache ich das, das klappt bestimmt. Nächstes Mal. 

Buchtipp für in vierzehn Tagen. So in etwa.

Denn es ist ja so – erst einmal kommt der ach so goldene Oktober, der findet mittlerweile sogar auf den Titelseiten der Zeitungen statt, wie früher nur das Kirschblütenfest oder der Hafengeburtstag, wie ein jährlich wiederkehrendes Festival also, mit Wurstbuden und Bierständen und hey, die Natur macht auch mit, wie toll ist das denn. Der goldene Oktober, jetzt auch in Ihrer Stadt. Mit unwirklichen Farben, intensivierten Gerüchen, ungeheuer attraktiver Herbstmode und ausgezeichneten Kürbissuppen, und alles ist schön, schön, schön, und alle haben sich lieb und tollen gemeinsam mit Kindern und jetzt besonders goldenen Retrievern durchs Laub und hach und so. Kennt man. Macht man auch mit.

Dann aber dräut der November und fegt das alles wieder weg, grau und nass und dunkel liegt die Welt, im Kalender stehen nur noch Montage, die Stimmung sinkt unaufhaltsam und Menschen sind allgemein schwer auszuhalten, die sollen weggehen, was stehen und sitzen die so dicht? Die stören nur die Untergangsstimmung, nicht einmal beim Weltschmerz hat man seine Ruhe. Man möchte da doch einfach nur sitzen und schwarzen Gedanken nachhängen, dazu kommt man ja sonst nie und es könnte immerhin interessant sein, am Ende ist das eigene Unglück irgendwie speziell und reizvoll? Könnte doch sein! Come in and find out, dazu ist der November eindeutig da.

Und genau im Moment des Übergangs vom goldenen Oktober zum grauen November, genau in dieser Woche kann man schnell bei Jackie Thomae reinlesen, “Momente der Klarheit”. Ein Buch über Trennungen und Nichtliebe, über das Scheitern von Beziehungen und unzureichende Anziehungskraft, eiskalt beobachtet, mitleidlos geschildert und je treffender man es findet, desto mehr Farbe verschwindet draußen aus dem Bild. Doch, das müsste sehr gut passen, ich möchte das dringend empfehlen.

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Zum Dezember hin kann man dann ja rechtzeitig wieder vorweihnachtlich kuschelig werden, Lebkuchen, Liebkuchen, das sollte eigentlich kein Problem sein, das hat man doch schon öfter geschafft.

Alle Angaben wie immer ohne Gewähr.

Beifang vom 14.10.2017

Ein Terminhinweis für Hamburg – ich habe vor einiger Zeit Hakim von der Theatergruppe Karoon interviewt (Text hier), die Gruppe spielt in Kürze beim “eigenarten”-Festival. Und eine eigene Seite haben sie jetzt auch.

Bilder von Bowlingbahnen.

Der Herr Dueck über die Wertschätzung.

Der Herr Mierau über Helikoptereltern.

Liisa erinnert sich.

Und nun noch Albin de la Simone: Le Grand amour.

Die Herzdame erlebt Bullerbü

Ein Text von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, die den neuen Garten sehr genießt.

Vorher kannte ich die meisten Mitglieder meiner neuen Whats-App-Gruppe nur sehr flüchtig. Eltern aus dem Stadtteil, mit denen wir bisher kaum Berührungspunkte hatten. Durch das St. Georg-hilft-Projekt änderte sich das damals. Es gab den ersten Kontakt zu einem der Gruppenmitglieder, der zufällig einen Schrebergarten hatte und uns vorschwärmte, wie schön das sei. Wir waren irgendwann angefixt.

Als es dann endlich geklappt hatte, stellte sich nach und nach für uns heraus, dass noch einige weitere Familien aus dem Stadtteil in derselben Kolonie ihre Gärten hatten. Man kam in Kontakt, zeigte sich Gärten und Pflanzen und lud sich zum Kaffee ein. Die Kinder, die sich bisher auch eher flüchtig kannten, begannen ebenfalls, sich zusammen zu rotten und von Garten zu Garten zu tingeln.

Mittlerweile gibt es selbstverständlich die bereits erwähnte Whats-App-Gruppe. Hier findet dann quasi ein digitales Fahne hissen statt, damit jeder weiß, wer gerade da ist und wo es Kaffee gibt.

Letzten Sonntag war ein sonniger, schöner Herbsttag und alle Familien waren im Garten. Jeder arbeitete vor sich hin, die Kinder tobten von einem Garten zum nächsten Garten. Gemischte Altersklassen, Mädchen und Jungen, auch Gastkinder und Kinder, die sich sonst nur vom Sehen kannten. Alles friedlich und harmonisch.

Sohn II ging zwischendurch mal seinen eigenen Interessen nach und schraubte uns mit seinem neuen Akkuschrauber einen Briefkasten zusammen, den jeder Gartenfreund (heißt hier so) an seiner Parzelle haben muss. Dann holte er sich Holz vom Nachbarn und fing an, eine Garderobe zu bauen.

Irgendwann wurde per Whats-App verkündet, wann und wo Kaffee getrunken werden sollte, und man traf sich zu Kaffee und Kuchen. Der eine brachte eine Kanne Kaffee mit, der nächste die Milch, einer Kekse, einer Kuchen. Wir Erwachsenen saßen alle an einer großen Tafel, die Kinder machten Stockbrot über einer Feuerschale.

Danach gab es noch mal einen Gang durch die Gemeinde und eine Inspektion der Gärten, dann ging jeder wieder seinen Interessen oder Pflichten nach. Sohn I hing mit den Mädchen ab, Sohn II reparierte erst der einen Nachbarin ein Gartentor und besserte dann mit einem anderen Nachbarn einen Zaun aus. Ich hörte mir noch stundenlang Vorträge des Gatten über Beete, Stauden und was wo hin soll an. Ganz versunken im Garten, beschäftigt mit Laub harken, dem Schmieden von Plänen und Werkeln.

Erst als abends eine Gartennachbarin Fotos von dem Tag in die Gruppe schickte, habe ich gemerkt, dass ich wieder mal ganz vergessen habe, selbst welche zu machen, was ich wirklich schade finde. Aber vor lauter Bullerbü-Glück kommt man gar nicht mehr zum Fotografieren. Bilder dann vielleicht beim nächsten Mal.